1993
Die Mitgliederkartei zieht um
Oder ... wie überträgt man Daten zwischen zwei inkompatiblen Computersystemen?
Wo schon zwei Computer sind, ist ein dritter nicht mehr fern :)
Der eigentliche Zweck des neuesten PCs diente der Erstellung von Unterlagen fürs Studium. Da sich die Bedienung nun aber, dank Windows 3.1, sehr viel komfortabler gestaltete und auch nicht mehr um Speicherplatz gekämpft werden mußte, sollte die Mitgliederverwaltung ein weiteres Mal umziehen.
Was aber tun, wenn die betreffenden Computersysteme in keinster Weise zum Datenaustausch geeignet waren? Nicht einmal die Diskettenformate waren untereinander lesbar. Außerdem hatte der Homecomputer reine Platinenschnittstellen, während der PC bereits über serielle und parallele Standardanschlüsse verfügte.
Neu eintippen kam nicht in Frage. Abgesehen von der Arbeit hätte die gesamte Kartei, wie schon bei der Übernahme von der Olympia-Maschine, mehrfach geprüft und korrigiert werden müssen. Das war schon beim ersten Mal nicht lustig.
Eine brauchbare Lösung mußte her. Die einzige, per BASIC-Code, "beschreibbare" Schnittstelle des Homecomputers war der Druckeranschluß mit 7 Daten-Pins, der einzig direkt auslesbare Anschluß des PCs (hier mit QBasic), war der Joystick mit 3 Daten-Pins (rechts/links, oben/unten, Feuer).
Hörte sich erst einmal irre an, aber nach einiger Überlegung schien der "Kosmos Elektronik"-Experimentierkasten die unter diesen Umständen optimalste Lösung zu sein, um beides zu verbinden.
Mit ein wenig Tüftelei waren alsbald ein Druckerkabel angepaßt und ein Joystick zerlegt, sowie eine kleine Transistorschaltung auf der Kosmos-Platine zusammengesteckt.
Jetzt noch ein wenig Code und der Testlauf konnte starten.
Da die beiden Computer natürlich nicht wie ein reguläres Netzwerk miteinander "vertaktet" waren, mußte eine Datenleitung dafür "geopfert" werden, um zu signalisieren, daß überhaupt auslesenswerte Daten gesendet wurden. Verblieben also exakt 2 bit, um die eigentlichen Daten zu transportieren.
Da Textzeichen jeweils durch 1 Byte (=8 bit) dargestellt werden, bedeutete dies, daß die Zeichen vor dem Senden in 4 Päckchen auseinandergeschlüsselt und nach dem Empfang wieder entsprechend zusammengesetzt werden mußten.
Witzigerweise bot sich der "Feuerknopf" des Joysticks geradezu als Signalleitung an. Die Daten wurden also regelrecht hinübergefeuert :)
Und was soll man sagen. Es hat tatsächlich funktioniert. Die vollständige Übertragung hat zwar 8 Stunden gedauert, aber da die Computer die Arbeit ganz alleine taten, wurden sie einfach über Nacht laufen gelassen und die Sache erledigte sich geradezu im Schlaf. Dazu noch fehlerfrei :)
Diese Problemchen kann man sich in Zeiten von USB-Sticks und der Cloud gar nicht mehr vorstellen. Lieber Himmel.